Wandern: Was hilft gegen die Höhenkrankheit?
Touren ins Hochgebirge können schnell enden: Die Höhenkrankheit tritt ab 2500 Meter auf. Wie man sie früh bemerkt und behandelt und was vorbeugend hilft.
Fantastische Aussicht über die Gipfel, Alpenglühen und eine Brotzeit. Bergsteigen ist wunderschön – wenn man es genießen kann. Schon ab 2500 Metern kann die Höhenkrankheit einsetzen. Dem Bergsteiger wird schwindelig und übel, der Kopf schmerzt, Erbrechen und Appetitlosigkeit kommen oft hinzu. „Die Höhenkrankheit ist normalerweise eine harmlose Erkrankung, die aber den Aufenthalt in der Höhe sehr unangenehm gestaltet“, sagt der Höhenmediziner Professor Rainald Fischer aus München.
Tagesausflügler normalerweise nicht gefährdet
Tagesausflügler können aufatmen: „Bis die Beschwerden auftreten, dauert es etwa sechs bis acht Stunden“, sagt Fischer. Mit der Seilbahn auf einen Gipfel wie das Kleine Matterhorn fahren und abends wieder ins Tal ist für Gesunde im Normalfall kein Problem. „Go high, sleep low“ lautet daher eine alte Bergsteigerregel: Steige hoch und schlafe unten.
Große Höhen können krank machen
Je höher man steigt, desto häufiger tauchen die Symptome auf: Von 2500 Meter bis 3000 Meter leidet jeder fünfte an Höhenkrankheit, ab 4000 Meter, wie in den Walliser Alpen, schon mehr als die Hälfte und auf dem knapp 6000 Meter hohen Kilimandscharo sind es sogar 80 Prozent. Das liegt am abnehmenden Luftdruck, der auch die Ursache für die Höhenkrankheit ist. Der sogenannte Sauerstoffpartialdruck sorgt dafür, dass das Gas von der Lunge in die feinen Lungenkapillaren dringt. „Auf 5300 Meter ist der Sauerstoffpartialdruck halb so hoch wie normal“, erklärt Fischer. Weniger Druck bedeutet weniger Sauerstoff in der Lunge. Den braucht der Körper aber, um zu überleben.
Außerdem kann die trockene Bergluft beim Atmen viel Flüssigkeit kosten. Deshalb ist es sehr wichtig, ausreichend Wasser zu trinken, gegebenenfalls sogar über den Durst hinaus.
Langsamer Aufstieg ratsam
Zwar kann sich der Körper anpassen, aber das dauert. Bis es so weit ist, atmet man automatisch schneller und tiefer, um mehr Sauerstoff ins Blut zu pumpen; der Blutdruck steigt. „Gleichzeitig produziert der Körper das Hormon Erythropoetin, das die Blutbildung anregt“, erklärt Fischer. Nach mehreren Tagen kann der Körper mehr Sauerstoff binden und der Blutdruck sinkt. Wer die Höhenkrankheit vermeiden will, sollte sich langsam akklimatisieren. „Pro 500 Höhenmeter dauert die Akklimatisation etwa drei bis vier Tage“, sagt Fischer. Das könnte auch der Grund sein, warum ältere Bergsteiger seltener betroffen sind: Sie lassen sich mehr Zeit beim Aufstieg. „Jüngere Menschen werden wohl eher bergkrank, weil sie schneller in die Höhe gehen“, sagt Fischer.
Bei Höhenkrankheit ist Abstieg die beste Therapie
Bei milden Symptomen wie leichten Kopfschmerzen rät der Arzt zu Schmerzmitteln, welche die Beschwerden lindern können. Zur Auswahl geeigneter Präparate beraten Arzt oder Apotheker. „Die beste Therapie für Höhenkrankheit bleibt aber der Abstieg“, sagt Fischer. Betroffene sollten auf die Höhe absteigen, auf der sie zuletzt beschwerdefrei waren. Innerhalb einer Stunde gehen die Symptome dann meist zurück. Am besten legen die Wanderer jetzt einen Tag Pause ein.
Gruppenreisende, die weitermüssen, obwohl sie noch einen Tag länger für die Akklimatisation bräuchten, bleibt diese Möglichkeit nicht. Um wenigstens die Symptome zu lindern, kann der Arzt bestimmte Medikamente zur Vorbeugung verschreiben. Anders als häufig angenommen gehört Gingko nicht dazu, sagt Fischer. Eher helfen Dexamethason oder Carboanhydrasehemmer. Allerdings können sie Nebenwirkungen verursachen. Die Arzneimittel kommen zum Beispiel für bekannt höhenempfindliche Alpinisten infrage oder wenn der Aufstieg nur rasch möglich ist. Eine ausführliche Beratung bei einem Arzt oder Höhenmediziner ist besonders für Anfänger und vor größeren Expeditionen unbedingt empfehlenswert.
Vorsicht bei diesen Beschwerden
Schwere Symptome, etwa Benommenheit und Gangstörungen oder Atemnot und Husten, sollte man ernst nehmen: Es könnten auch Anzeichen für ein Höhenhirnödem oder ein Höhenlungenödem sein. Diese Erkrankungen sind zwar selten, aber lebensgefährliche Notfälle. Hier muss so schnell wie möglich der Transport nach unten erfolgen.
Bergsteiger sollten immer genau auf die Signale ihres Körpers hören und ihr Verhalten danach ausrichten.
Quelle: http://www.apotheken-umschau.de