Es ist ein freundliches «viel Spass und viel Erfolg», das zwei Geschäftsherren beim Steisteg mit auf den Weg geben. «Lidernen ist da, aussen um den Fronalpstock herum», witzelt der eine.
Routenbeschrieb
Dann widmen sie sich wieder ihrem Kaffee. Aber mal ganz ehrlich, wer wagt sich schon in die Natur, wenn es den ganzen Tag wie aus Kübeln schüttet? Kurz vor der Zahnweh-Kapelle, zwischen Ibach und Ingenbohl, ist es eine jüngere Frau, die aus dem Haus rennt, ihr Blick ist auf ihr Handy fixiert. «Hallo», antwortet sie auf das freundliche Grüezi, dann hat sie ihr Handy wieder gefangen. Dabei hätte die Natur doch auch bei Regen einiges zu bieten, etwa das Wolken- und Nebelspiel eingangs Gibelhorn oder die Zahnweh-Kapelle, zahlreiche Baumplantagen. Nicht nur fröhliche Gesellen Es ist eine einsame Wanderung von Schwyz nach Brunnen, Morschach, Riemenstalden bis zur Lidernenhütte. Da wagt sich niemand raus. Also macht man es am besten umgekehrt, man sucht Plätze und Räume, wo man sicher jemanden trifft. Einer dieser Orte ist das Kloster Ingenbohl. Dort ist Schwester Irena Hufschmied für die Pilger zuständig. Sie macht ihren Job erst seit dem letzten August, trotzdem könnte sie halbe Bücher über ihre Gäste und ihre Geschichten füllen. «Es sind nicht immer die fröhlichen Wandergesellen, die auf dem Jakobsweg unterwegs sind. Manchmal sind es Aussteiger, solche die ihren Job verloren haben oder solche, die einen neuen Lebensweg, eine neue Chance suchen, die bei uns Halt machen», sagt die Schwester. Man erlebe viel, ihre Arbeit sei zwar anstrengend, dafür sehr spannend. Sie sei dankbar, dass sie die Leitung der Pilgerunterkunft habe übernehmen dürfen. «Manchmal kommen auch Familien mit Kindern», sagt Schwester Irena. Stefan und Christian Naue mit ihren zwei Kindern sind so eine Familie, aus Dresden angereist. Sie sind ein Beispiel für Lebensfreude, trotz des schlechten Wetters. «Wir sind zufällig hier, aber wir finden es toll, ein gutes Ambiente.» Auch die beiden jungen Frauen Alexandra und Birgit aus Salzburg lassen sich nicht unterkriegen. «Ein richtiger Pilger geht bei jedem Wetter raus. Innerhalb der nächsten 10 Jahre wollen wir den ganzen Jakobspilgerweg in Etappen schaffen», sagen die beiden – bevor sie sich wieder auf den Weg machen. Kaiser oder Chaiser?In Riemenstalden schüttelt Landwirt Franz Gisler den Kopf. Er steht mit seinem vierbeinigen «Knecht» Rico vor seinem Stall. «Wie kann man bei dem Wetter nur wandern gehen? Aber was solls, ich muss ja auch raus», meint er weiter. Er wünscht sich bald etwas Sonne, damit er sein Emd unter Dach bringen kann. Riemenstalden ist auch ein Treffpunkt für Wanderer und oder Gourmets. Seit drei Generationen wird im «Kaiserstock» gewirtet und die Gäste verwöhnt. Warum das Restaurant aber mit «K» und nicht mit «Ch» für Chaiserstock geschrieben wird, weiss Gastgeber Robert Gisler nicht so genau. «Das hat mein Grossvater in die Wege geleitet. Heute, mit der modernen elektronischen Kommunikation ist das sogar ein Vorteil, dass wir unser Restaurant Kaiserstock nennen dürfen, den Chaiser würde wohl kaum jemand finden», sagt Robert Gisler. Einen Gourmet-Tempel im Bergdorf zu betreiben, betrachtet er als Berufung. «Wir müssen hier etwas bieten, damit die Leute auch kommen, wenn es mal regnet. So behaupten wir uns im Dorf als Dorfbeizli für alle und für jene, die sich gerne verwöhnen lassen.» Nun es geht weiter, über Chäppeliberg, durch den Wildbach, denn auf dem Weg nach Lidernen ist die Brücke gesperrt. Lidernen, das heutige Ziel, steht nachmittags im Nebel. Und der Schnee? Rossstock, Chaiserstock und Co. haben ein Krönchen, mehr nicht. Nicht eine Begegnung zwischen Wanderern, das ist das Fazit des ersten Tages. Die Wanderung Die Wanderung startete im Hauptort und führte in einer ersten Etappe auf dem Jakobspilgerweg nach Ingenbohl und Brunnen. Nach Morschach ging es schliesslich auf dem Weg der Schweiz bis oberhalb von Läntigen, danach folgte der Aufstieg nach Riemenstalden. Der Dornibach – ein recht gefährlicher Übergang bei starkem Regen – zeigte sich gezähmt. Lohnenswert war der Aufstieg von der Binzenegg über Rietberg nach Riemenstalden. Der Bergwanderweg verläuft am rechten, urnerischen Ufer des Riemenstaldnerbachs. Bis Chäppeliberg war es erneut ein weicher Waldweg. Dann allerdings folgte der Aufstieg nach Lidernen. Die Steine waren wie erwartet nass und glitschig, aber machbar. 7 Stunden Laufzeit waren für die Tour trotz Nässe und Regen ausreichend.
Routendetails
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