„Ärzte sollten das Wandern verschreiben“

Wandern ist gesund und fördert den Tourismus. Und es ist einfach. Deshalb setzt eine Region jetzt auf „Einfach wandern“. Noch vor 20 Jahren befürchtete man, dass der Wandergast früher oder später ausbleiben würde. Wandern galt vor allem bei jungen Menschen als uncool. Das hat sich völlig verändert.

Auch in der Region Saalfelden-Leogang boome der Sommertourismus wieder, sagt Tourismuschef Marco Pointner. „Wandern ist die beliebteste Aktivität der Sommergäste in der Region. Etwa 70 Prozent gehen in ihrem Urlaub wandern.“

Warum das so ist, erklärt Point ner folgendermaßen: „Man bewegt sich, fühlt sich wohl und unterhält sich angenehm. Und fast jeder kann es machen. In einer Zeit, wo alle gestresst sind, sollte man sich auf das Wandern an sich besinnen, sich nicht ablenken lassen und das Handy ausschalten.“ Also „Einfach wandern“. So heißt auch die neue Wanderkampagne der Region. Wobei das Wort Kampagne übertrieben ist, weil es ja einfach sein soll.

Die Rückbesinnung auf das reine Wandern und seine positiven Effekte werden kommuniziert, man stellt ein paar schöne Bänke auf, verleiht Wanderstöcke und richtet Fotopunkte mit Texten ein, und das war es. Auf spektakuläre und teure Attraktionen verzichte man bewusst, so Pointner. Zum Auftakt gab es in Saalfelden eine Diskussionsrunde mit Wanderexperten. Dabei sagte der Chefredakteur des „Bergwelten“-Magazins Klaus Haselböck: „Wandern ist für mich ein Gegenentwurf in einer immer komplexeren Welt. Es ist einfach, man kann es überall machen und braucht wenig Ausrüstung.“ 

Für den Wanderboom gebe es aber noch andere Gründe. Wandern sei immer notwendiger, weil wir mehr säßen, die Industrie biete coole Kleidung und die Touristiker hätten das Thema wieder aufgegriffen. Der Mediziner Arnulf Hartl von der PMU in Salzburg sagt: „Irgendwann werden die Ärzte Wandern per Krankenschein verschreiben müssen. Die Welt ist urbanisiert. Aber es ist nachgewiesen, dass Naturentzug den Menschen krank macht. Das pocht in unseren Genen. Wir haben einen unerklärbaren Naturbezug.“ Wandern habe zahl reiche positive Effekte für den Menschen. Es sei erwiesen, dass das Wandern Herz und Lunge stärke und bei chronischen Rückenschmerzen und gegen Depressionen helfe.

Der Leoganger Bergführer und Alpenvereinsobmann Markus Mayrhofer wandert beruflich und ist viel mit Gästen in der Natur. „Gehen ist für den Menschen das einzige Tempo, um wirklich die Natur wahrzunehmen“, sagt er. „Da kann man vom Stress runterkommen.“ Auch mit Kindern ist Mayrhofer unterwegs. „Da lassen wir das Smartphone weg oder setzen es bewusst ein, um dieser Generation eine andere Perspektive zu bieten. Wenn man so mit Leuten in der Natur unterwegs ist, kommt man drauf, dass man noch normal miteinander reden kann.“ Der Tiroler Naturfotograf und ehemalige Snowboarder Tom Klocker, der auf Instagram mehr als 100.000 Abonnenten hat, sagt, als Kind sei Wandern für ihn uncool gewesen. „Aber je älter ich werde, desto mehr schätze ich es. Man kann abschalten und es gibt einem einfach ein gutes Gefühl. Und es gibt so viele kaum vorstellbare Plätze in der Natur zu entdecken.“

Quelle: Salzburger Nachrichten

Von Gery

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